Rhetorik

Markus Raab N5C 2002/03 Rhetorik

1 Rhetorik


Rhetorik ist ein umfangreiches Thema. Es würde den Rahmen der Facharbeit sprengen.


1.1 Sprache

Zu verwenden bei Referaten ist die Gemeinsprache oder Hochsprache. Die Wortwahl muss für das betreffende Publikum angemessen und verständlich sein. Man muss darauf achten, dass alle verwendeten Fach- und Fremdwörter bekannt sind. Glaubt man, dass ein Wort nicht gängig ist, dann muss man es erklären. Wortwiederholungen sind zu vermeiden. Verlegenheitslaute sind zu unterlassen („ah, hm, also, ja, ...“). Ein sparsamer Umgang mit Zahlen und Daten ist zu empfehlen. Man sollte eher durch Vergleiche veranschaulichen.

Bei schriftlichen Arbeiten sind lange ausgefeilte Sätze wünschenswert. Auch wenn sehr viel Information in einem Satz verpackt ist, kann der Leser durch langsames und wiederholtes Lesen ohne Probleme folgen. Bei Referaten gilt der Grundsatz aber nicht. Die Sätze sollten kurz, klar und kompakt sein.


1.2 Sprechtechnik

Man muss zum und mit dem Publikum sprechen und diesem zugewendet sein, auch wenn man gerade auf ein Hilfsmedium hinweist. Sehr wichtig ist auch, dass man frei spricht, der Stichwortzettel hilft dabei als Stütze. Eine gute inhaltliche Vorbereitung ermöglicht ein freies Sprechen.

Der ständige Augenkontakt ist ein wichtiges Detail. Man sollte sich einige Personen aus dem Publikum herauspicken, die besonders aufmerksam oder die einem sympathisch sind. Diese Leute sollten verteilt im Raum und vor allem am Rand sitzen. Zu diesen Personen pflegt man dann den Augenkontakt in regelmäßigen Abständen. Die einzelnen Zuhörer können auf Grund der Entfernung nicht wissen, wer genau angeschaut wird, doch jeder hat aber das Gefühl, dass der Referent in seine Richtung schaut.

Durch gezielte Sprechtechnik kann auch viel erreicht werden. Die abwechslungsreiche Sprachmelodie und eine exakte Betonung weisen auf wichtige Passagen hin. Angebrachte Gestik und Mimik machen einen besonders guten Redner aus. Das kann man aber nicht lernen, da bewusst eingesetzte Gesten unnatürlich wirken. Besonders wichtig ist das Sprechtempo. Spricht man sehr schnell oder leiert sogar alles herunter, kann das Publikum nicht folgen und langweilt sich bei dem Vortrag. Würde hingegen zu langsam gesprochen, dann ist es sehr ermüdend aufzupassen. Man sollte immer mit einer mittelmäßigen Geschwindigkeit reden und bei schwierigen Passagen bewusst Denkpausen einlegen. Weiß man, dass man bei einem Referat immer zu schnell oder zu langsam redet, könnte man auch auf den Stichwortzettel in regelmäßigen Abständen Zeichen machen, die einen daran erinnern, das Sprechtempo anzupassen.

Aufmerksamkeit muss der Artikulation gewidmet werden. Die Lautstärke ist dem Vortragsraum anzupassen. In der letzte Reihe sollte der Referent noch deutlich verstanden werden. Kann man das nicht einschätzen, so sollte man es zu zweit vor dem Vortrag ausprobieren. Gezielte Betonung hat einen positiven Effekt. Man sollte aber aufpassen, dass man keine Laute verschluckt und dass man nicht zum murmeln anfängt.

Verspricht man sich, muss einem klar sein, dass es den meisten Leuten auffällt, auch wenn sie das Geschehen nicht sehr interessiert verfolgt haben. Ob man sich deswegen entschuldigt oder einfach fortfährt, muss man in der Situation selbst entscheiden.


1.3 Benehmen

Man sollte immer höflich, verbindlich und sachlich bleiben.


Proben

Sobald man über den Inhalt gut Bescheid weiß, das „inhaltliche Gerüst“ „im Kopf hat“ und die Materialien bereit liegen, sollte man es probeweise vortragen. Mit der Stoppuhr überprüft man die Redezeit.


Die sprachliche Form eines Textes kann Aufschluss über die Position, die Absicht des Autors und die Textsorte geben. Sie lässt sich anhand der Wortwahl, des Satzbaues und eventuell verwendeter rhetorischer Mittel untersuchen.


1.4 Untersuchungsfragen zur Wortwahl

Sind bestimmte Wortarten (v.a. Substantive,Adjektive, Verben) häufig vertreten?

Tauchen bestimmte grammatische Formen häufig auf (z.B. Steigerungsformen, eine bestimmte Zeitform des Verbs)?

Kann man bestimmte Wörter einen Oberbegriff zuordnen oder haben sie etwas gemeinsam?


1.5 Untersuchungsfragen zum Satzbau

Herrscht eine bestimmte Satzart vor (Aussage-, Frage- oder Aufforderungssatz)?

Werden vorwiegend Satzreihen oder Satzgefüge verwendet? Sind diese kurz oder lang, einfach oder kompliziert?

Sind die Sätze vollständig oder unvollständig?

Welche Handlungsrichtung haben die meisten Sätze (Aktiv, Passiv)?

Gebraucht der Autor direkte oder indirekte Rede?


1.6 Rhetorische Mittel

Texte, bei denen die appellative Funktion der Sprache überwiegt (z.B. Reden, Referate, Vorträge), haben bestimmte sprachliche Merkmale, die den Empfänger auf der Ebene des Gefühls ansprechen sollen, damit der Autor seine Aussagen eindringlicher machen kann, um sie so leichter zu übermitteln.

Dies versuchen Autoren solcher Texte konkret dadurch, dass sie



Daneben gibt es noch eine Reihe sogenannter Argumentationstechniken. All diese rhetorischen Mittel sind schon seit der Antike bekannt, wo die Rhetorik (Lehre von der Redekunst) einen wichtigen Zweig der Wissenschaften darstellte. Die häufigsten rhetorischen Mittel sind:




1.6.1 Wiederholung

Doppelung

unmittelbare Wiederholung eines Wortes, dient wie alle Wiederholungen dazu, einen besonderen Nachdruck auf eine Aussage zu legen

Niemals, niemals werde ich...

Anapher

Benachbarte Sätze beginnen mit den gleichen Wörtern

O Mutter, was ist Seligkeit, o Mutter, was ist Wonne?

Kette

Der folgende Satz nimmt einen Ausdruck des vorangegangenen wieder auf.

Sie haben versprochen, Sie werden es sagen. Werden Sie es sagen?

Verdeutlichung

wörtliche oder variierte Wiederholung eines Wortes oder eines Ausdruckes, einer Satzkonstruktion

Der Pott, der gute Pott


1.6.2 Sinnveränderung von Wörtern und Wendungen

Metapher

Gebrauch eines Wortes in übertragener Bedeutung, um etwas bildlich auszudrücken

Lebensabend, Hafen (für "Zuflucht")

Personifizierung

Einem Begriff oder Ding werden Eigenschaften eines Lebewesens zugesprochen.

Autos lieben SHELL

pars pro toto

Ein Teil einer Person, eines Dinges steht für das Ganze.

Meine Stimme wird ohne Mühe die Verleumdung zurückweisen.

Euphemismus

Umschreibung mit beschönigender Absicht

"Angleichung" für "Preiserhöhung"

Hyperbel

Übertreibung, extreme, vom Sinn her nicht notwendige Formulierung zum Zweck der Pointierung oder als Schockeffekt

Sie arbeiten im Schneckentempo!

Litotes

Untertreibung, Abschwächung eines Ausdrucks durch die Verneinung des Gegenteils zur Verschleierung des eigentlich Gemeinten; kann auch in verstohlener Weise eine Aussage betonen

nicht ohne Fleiß, nicht gerade schnell

Emphase

Nachdruck, betontes Aussprechen bzw. hervorgehobene Schreibweise eines Wortes; gibt ihm einen ungewöhnlichen Sinn

Er ist ein Mensch (=Er ist nur ein schwacher Mensch oder Er ist ein Mensch, kein Tier.)

Scheinparadox

Aussage, die sich zu widersprechen scheint, soll Aufmerksamkeit erregen

Kunst ist nicht immer Kunst.

Wortspiel

Ausnutzen der Tatsache, dass ein Wort verschiedene Bedeutungen haben kann, meist mit aufheiternder Wirkung

Raum-Schiff

(Werbung für Großflugzeuge)

Ironie

Ersatz des gemeinten Gedankens durch den entgegengesetzten Gedanken, mit spöttelnder Absicht

Du bist mir ein schöner Freund.

Rhetorische Frage

Scheinfrage, auf die keine Antwort erwartet wird; dient zur Bekräftigung einer unausgesprochenen Behauptung, weckt die innere Beteiligung der Zuhörer

Wie lange soll das so weitergehen?


1.6.3 Satzveränderung

Anastrophe

Ein Satzteil wird aus seiner normalen Stellung im Satz herausgelöst und an den Anfang oder das Ende gestellt, um einen Teil der Aussage zu betonen.

Zehn Jahre haben Sie gebraucht! Ist es demokratisch, dass einige Mächtige die Entscheidungen treffen - über die Köpfe der Abgeordneten hinweg?

Chiasmus

Kreuzstellung von inhaltlich ähnlichen oder entgegengesetzten Wörtern; dient der Verlebendigung einer Aussage

Die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben.

Ellipse

Abkürzung eines Satzes; soll häufig die Wirkung von vertrauter Umgangssprache haben, dient auch einer knappen Ausdrucksweise

Egal, wie Sie sich rasieren. Ob trocken oder nass. Nach der Rasur sollten Sie etwas für sich tun. TARR extra herb nehmen. Prickelt und erfrischt.

Zeugma

Verklammerung von gleichen oder ähnlichen längeren Formulierungen zu einem kürzeren Satz mit komischer Wirkung, wenn Aussagen verklammert werden, die inhaltlich nicht zusammenpassen

Zu Beginn war alles noch unbefangen, schien wohlgelaunt, schien vieles möglich.


1.6.4 Zusammenstellung

Zweier- und Dreiergruppe

Sie sollen den Eindruck vermitteln, dass die Begriffe ein abgeschlossenes Ganzes bilden, dem nichts mehr hinzuzufügen ist.

Blut, Schweiß und Tränen wurden vergossen.

Antithese

Wörter werden so zusammengestellt, dass sie einen Gegensatz bilden; dient der Verlebendigung

Es war nicht Zufall, sondern Absicht!

Klimax

Wörter werden so zusammengestellt, dass sie eine Steigerung bilden; dient der Verlebendigung

Ich kam, ich sah, ich siegte.

Häufung

Aufbauschung einer Aussage durch eine vom Sinn her nicht notwendige Aufzählung inhaltlich ähnlicher Wörter

Er war hässlich, abstoßend, widerwärtig und ekelerregend.



1.6.5 Argumentationstechniken

Aufrütteln

sollen beim Publikum Aufmerksamkeit und Sympathien gewinnen

Große Sorge um das Wohl des Staates lässt mich heute zu Ihnen reden.

Versprechen der Kürze


Sie haben schon so viel zu diesem Thema hören müssen, ich möchte mich daher ganz kurz fassen.

Bescheidenheit


Im Grunde weiß ich zu wenig über dieses Problem, erlauben Sie mir trotzdem...

Anheimstellung


Was von den Argumenten meines Gegners zu halten ist, überlasse ich Ihrem kundigen Urteil, meine Damen und Herren.

Zugeständnis


Mein Gegner hat vollkommen recht, wenn er sagt..., aber...

Detaillierung

Etwas, was man auch kürzer sagen könnte, wird ausgemalt; soll die Einbildungskraft, die Emotionen steigern

Täglich lesen wir von Entführungen, Erpressungen, Vergewaltigungen, fast jeden Tag finden Banküberfälle statt, Menschen werden bedroht und ermordet.

Beispiel

Wirkt eindringlicher als die allgemeine Formulierung


Vergleich

dient der Veranschaulichung von Sachverhalten


Zitieren von Autoritäten

soll die eigene Aussage unterstützen

Wie Goethe schon sagte...

Übergehen

dient dazu, Aussagen zu machen, ohne auf die näher eingehen zu müssen

Ich will gar nicht davon reden, was diese Leute alles angestellt haben, dass sie...



1.6.6 Tricks

ad personam-Technik

Anstatt sachlich zu argumentieren, greift man die Person des Gegners an.

Verdrehungs-Technik

Man nimmt Behauptungen und Begriffe des Gegners auf und gibt ihnen einen falschen Sinn.

Übertreibungs-Technik

Man übertreibt die Behauptung des Gegners ins Gefährliche oder Absurde, man ignoriert alle vom Gegner gemachten Einschränkungen.

Unterstellungs-Technik

Man unterstellt dem Gegner Absichten und zieht aus seiner Behauptung Folgerungen, die in ihnen gar nicht enthalten sind.

Ausweich-Technik

Man geht auf die Argumente des Gegners gar nicht ein, sondern weicht auf ein anderes Problem aus.

Verdrängungs-Technik

Man ignoriert die Hauptpunkte der gegnerischen Argumentation und konzentriert seine Angriffe auf Details.

Verwirrungs-Technik

Durch komplizierte Unterscheidungen und Problem- Vermischungen sucht man die gegnerische Position zu vernebeln.


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